Gedichte - Seite 1

Gedichte 1| Gedichte 2 Gedichte 3| Gedichte 4|

Gedichte 5

 

Was bleibt...

"Uns bleibt die Hoffnung,
daß erfrorenes Land
nicht bleibt, was es ist.

~

Uns bleibt die Hoffnung,
daß mit dem wachsenden Licht
die Grünkraft zurückkehrt.

~

Uns bleibt die Hoffnung,
daß wir Gerettetes finden
unter Verlorenem..."

Memoriam

Wir sind in diesem Erdenleben

uns nur auf Zeit geschenkt;

einander nur begrenzt gegeben,

zu selten man´s bedenkt.

~

Ein Lächeln, noch im Angesicht,

das unser Herz erhellt,

verlischt in sich, vergesst es nicht,

es gibt nichts, das es hält.

~

Er ist den langen Weg gegangen,

verloren unserm Blick,

ließ uns in Schmerz und Leid gefangen,

in Traurigkeit zurück.

~

Es ist von ihm in uns geblieben,

die Liebe, die er gab.

Sie wird ihn ewig überleben,

weit über Tod und Grab.

 

~Ursula Beckert~

Lachen

Auch jetzt kann ich manchmal für kurze Zeit meine Trauer vergessen und fröhlich lachen.
Der Schmerz kommt danach besonders heftig zurück,
und trotzdem tut mir jedes Lachen gut.
Es zeigt mir, daß neben der Trauer noch vieles andere in mir ist- vielleicht verschüttet, aber noch lebendig.
Und es zeigt mir auch, daß vieles in mir darauf wartet,
bald wieder hervorkommen zu dürfen.
Eines Tages, da bin ich mir sicher, werde ich frei lachen können, ohne daß der Schmerz zurückkehrt.

Still seid leise

 

Still, seid leise, es war ein Engel auf der Reise.

Er wollte nur ganz kurz bei Euch sein,

Warum er ging, weiß Gott allein,

~

Ein Hauch nur bleibt von ihm zurück,

in meinem Herzen ein großes Stück.

Er wird jetzt immer bei Euch sein,

vergeßt ihn nicht, er war so klein.

~

Geht nun ein Wind an mildem Tag,

so denkt, es war sein Flügelschlag.

Und wenn ihr fragt, wo mag er sein?

Ein Engel ist niemals allein!

~

Er kann jetzt alle Farben sehn,

und barfuß durch die Wolken gehn

und wenn ihr ihn auch so sehr vermißt

und weint, weil er nicht bei Euch ist,

dann denkt, im Himmel, wo es ihn jetzt gibt,

erzählt er stolz:

"Ich werde geliebt!"

Ich schlafe nicht

Steh nicht weinend an meinem Grab,

ich bin nicht dort unten, ich schlafe nicht.

Ich bin tausend Winde, die wehn,

ich bin das Glitzern  der Sonne im Schnee,

ich bin das Sonnenlicht auf reifem Korn,

ich bin der sanfte Regen im Herbst.

Wenn Du erwachst in der Morgenfrüh, bin ich das schnelle Aufsteigen der Vögel in kreisendem Flug.

Ich bin das sanfte Sternenlicht in der Nacht.

Steh nicht weinend an meinem Grab.

Ich liege nicht dort unten, ich bin nicht tot.

Allein

Allein - mit der Trauer und den Tränen, die nie zu versiegen scheinen.
Allein - mit der Liebe zu dem Kind, das nie leben durfte.
Allein - mit der Angst verlassen zu werden, von den Menschen die ich liebe.
Allein - kämpfend, um die Erinnerung wach zu halten.
Allein - hoffend, auf Verständnis der Menschen die mit mir leben.
Allein -
mit der ohnmächtigen Wut auf das Schicksal.
Allein - betend, daß sich das Blatt noch einmal wendet.
Allein - mit den Vorwürfen und den Zweifeln am Selbst.
Allein - umgeben von Menschen und doch allein.
Allein - mit der endlosen Leere in mir.
Allein -
wartend auf eine Aufgabe, eine neue  Herausforderung, die das Leben lebenswert macht.
Allein - trotz der Liebe und angebotenen Hilfe der Menschen, die mich lieben.
Allein - in dem tiefen, schwarzen Nichts, daß mich umgibt.
Allein - abwartend, daß der unsägliche Schmerz nachläßt und den schönen Erinnerungen Platz macht.
Allein - begleitet von liebenden Menschen, trotzdem allein im Leid.

Niemand kann helfen, nur lindern und versuchen zu verstehen, aber unser Schicksal und Leben müssen wir selber meistern - und zwar

Allein.

Lebensfreude

Es wandert der Mond,

seinen stillen Weg,

durchbricht das einsame Dunkel der Nacht.

Es erwacht ein heller Stern

und leuchtet am Firmament.

Der Mond und die anderen Sterne

freuen sich über das neue Licht.

Auf einmal schieben sich Wolken vor den

hellen Stern und er erlischt.

Das Licht von ihm trägt nun der Mond

und dieser schenkt es den anderen Sternen.

Der Mond bist Du und

das Licht die Lebensfreude.

Diese stirbt nie!

Und auf einmal merkst du äußerlich:
Wieviel Kummer zu dir kam,
Wieviel Freundschaft leise von dir wich,
Alles Lachen von dir nahm.
Fragst verwundert in die Tage.
Doch die Tage hallen leer.
Dann verkümmert Deine Klage ...
Du fragst niemanden mehr.
Lernst es endlich, dich zu fügen,
Von den Sorgen gezähmt.
Willst dich selber nicht belügen
Und erstickst, was dich grämt.
Sinnlos, arm erscheint das Leben dir,
Längst zu lang ausgedehnt. - - -
Und auf einmal - -: Steht es neben dir,
An dich angelehnt - -
Was?
Das, was du so lang ersehnt.

~Ringel~

 

Es muß

Wie es Dir so geht,
frage ich mich,
dort, wo Du wohnst,
auf der anderen Seite
des Mondes.
~
Wenn Du sprichst, lächelst.
Und Deine Gedanken wandern
zu mir,
dorthin, wo ich wohne.
~
Und Du Dich fragst,
wie es mir so geht,
wenn ich spreche und lächle.
~
Es muß, sagst Du,
wenn ich Dich frage.
~
Es muß, sage ich.
~
Jeder auf seiner Seite
des Mondes.
~Ingeborg Baumstieger~

Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben,
Das Gehen schmerzt nicht halb so, wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr;
- Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muß man leben.

Heut möchte ich Dein Engel sein, am Tag und in der Nacht,
Ich schick Dir einen Sonnenstrahl
begleite Dich ganz sacht.
Ich bin bei Dir, was Du auch tust,
am Abend und am Morgen.
Ich bin bei Dir, auch wenn Du ruhst und blase weg die Sorgen.
Ich trockne Deine Tränen sanft mit meinen weichen Flügeln,
wenn Du nicht kannst, dann bin ich da und übernehme die Zügel.
Ich leite Dich, begleite Dich, geh ruhig Deinen Schritt!
Ich schlafe nicht, ich bin Dein Licht, ich gehe mit Dir mit.

Es werde Licht

Manchmal wünscht ich mir

es werde Licht,

und alles, was so öd und leer,

beträf mich nicht.

Manchmal sehe ich im Dunkeln,

will kein Licht,

sehe durch das Schwarz des Tages,

sehnend Dein Gesicht.

Manchmal schimmert dann ein ferner Stern,

schenkt mir leises Hoffen,

bleibt doch fern,

doch manchmal fühl ich Dich im Herzen,

bist Du mir nah,

hab dann ein Licht gesehn,

wie ich es niemals sah.

Dankbarkeit

Zuerst spürte ich nur
einen stechenden Schmerz,
wenn ich zurückdachte an gemeinsame glückliche Stunden.
Ich konnte es kaum ertragen,
die Fotos von damals anzuschauen.

Und doch schlug ich das Album immer wieder auf.
Inzwischen gibt es neben dem Schmerz noch ein anderes Gefühl:

 

Dankbarkeit.


Ich bin dankbar,
für eine wunderbare Zeit,
für Tränen und Lachen,
für gemeinsame Unternehmungen und Erfahrungen,
für Güte und Humor,
für unsere Träume und Pläne
und das, was wir miteinander verwirklichen konnten.

Dann, erst dann

Wenn ich

im Glanz der Sonne

dein Lächeln nicht sehe,

 

Wenn ich

 im Gesang der Vögel

Deine Stimme nicht höre,

 

Wenn ich

im fallenden Regen

deine Tränen nicht sehe,

 

Wenn ich

in fremden Gesichtern

deines nicht suche,

 

Dann

erst dann

bist du wirklich gestorben.

~Helga Hochmann~

Zwischen Mauern

 Kristalle in der Sonne

von Frost ertarrt

die Rose auf dem Grab

wie Glas zerspringt die Blüte

 ~

Dem Eiswind zum Trotz

tanzt Leben auf Totenhügeln

nach Klängen der Stille

die Schweigen füllt

~

Draußen braust Leben

rüttelt an den Mauern

der Friede hier ist tief

könnt ich ihn rübertragen.

~Edith Rübhofer~

Ein Windhauch, der mich zart berührt,
der Strahl der Sonne, sanft verspürt,
ein Grillenzirpen, Vogellied,
ein Wölklein, das am Himmel zieht.
Ein Blumenduft, ein Blütenbaum,
ein Morgentau, ein bunter Traum
ist wie ein Gruß und ein Geschenk
von Dir, bei dem ich an dich denk'. 

    ~Helmut Zöpfl~


Ein Mensch, der trauert

Gelähmt und trotzdem gehend,

blind und trotzdem sehend,

taub und trotzdem hörend -

das ist ein Mensch, der trauert.

~Marina Szczecinski~

Abschied

Wieder

ein Abschied,

der endgültig ist.

 ~

Ich lerne, damit

umzugehen,

und

doch

ist der Schmerz

jedes Mal

für eine Weile

stärker

als ich.

~Kristiane Allert-Wybranietz~

Trauer

 Laß dich fallen in

deine Trauer

und schäme dich nicht

deiner Tränen.

Weine um vergangenes

Glück-

aber öffne dein Herz

für all die Liebe,

die dir gegeben wird.

~Annette Könnecke~

Abschied

Und sollt ich gehen, während Du noch hier, so wisse, daß ich weiterlebe.

Nur tanz ich dann zu einer anderen Weise,

hinter einem Schleier, der mich Dir verbirgt.

Sehen wirst Du mich nicht,

jedoch hab nur Vertrauen.

Ich warte auf die Zeit,

da wir gemeinsam neue Höhn erklimmen - einer des anderen wahrhaftig.

Bis dorthin leere Du den Becher Deines Lebens bis zur Neige

und wenn Du mich brauchst,

laß nur Dein Herz meinen Namen rufen

und ich werde da sein.

 Gesegnet sei Deine Trauer

Gesegnet deine Trauer,
daß du nicht erstarrst vor Schmerzen,
sondern Abschied nehmen
und dich behutsam lösen kannst,
ohne dich verloren zu geben.
~
Gesegnet deine Klage,
daß du nicht verstummst vor Entsetzen,
sondern herausschreien kannst,
was über deine Kraft geht
und dir das Herz zerreißt.

~

Gesegnet Deine Wut,

daß die Entmutigung dich nicht überwältigt,
sondern die Kraft in dir wachse,
für dich zu kämpfen,
trotzdem dein Leben zu wagen.
~
Gesegnet deine Einsamkeit,
daß du Raum findest, Vergangenes zu ordnen,
ohne schnellen Trost zu suchen
und in blinder Flucht
neues Unheil auf dich herabzuziehen.

Gesegnet du,
daß du Unsicherheiten aushalten
und Ängste bestehen kannst,
bis du wieder festen Grund spürst
unter deinen Füßen
und ein neuer Tag dir sein Licht schenkt.


Tore des Gebets

 

Beim Aufgang der Sonne,
und bei ihrem Untergang,
erinnern wir uns an sie.

Beim Wehen des Windes,
und in der Kälte des Winters,
erinnern wir uns an sie.

Beim Öffnen der Knospen,
und in der Wärme des Sommers,

erinnern wir uns an sie.

Beim Rauschen der Blätter,
und in der Schönheit des Herbstes,
erinnern wir uns an sie.

Zu Beginn des Jahres,
und wenn es zu Ende geht,
erinnern wir uns an sie.

Wenn wir müde sind,
und Kraft brauchen,
erinnern wir uns an sie.

 

Wenn wir verloren sind,
und krank in unserem Herzen,
erinnern wir uns an sie.

Wenn wir Freuden erleben,
die wir so gern teilen würden,
erinnern wir uns an sie.

So lange wir leben
werden sie auch leben,
denn sie sind nun ein Teil von uns,
wenn wir uns an sie erinnern.

~Aus „Tore des Gebets", reformiertes jüdisches Gebetbuch~

Die Liebe

Die Liebe hat sich gewandelt;
Sie ist nun unendlich zart und doch so stark,
still.. und dennoch voller Lebendigkeit,
fern... aber in jedem Augenblick gegenwärtig;
sie ist geheimnisvoll und doch klar,
rein und frei von allen Dingen dieser Welt.
Nun ist sie daheim in der Geborgenheit des Herzens,
im Schutze der Erinnerungen;

unantastbar,

unbesiegbar,
unverlierbar.

Er hat sich in seinem Garten umgeschaut
und hat einen leeren Platz gefunden.
Dann hat er hinunter auf die Erde geschaut
und sah Dein kleines Gesicht.
Er hat Dich auf seine Arme genommen,
und Dich zum Schlafen hinauf gebracht.
Er nimmt immer nur das Beste.
Er sah Deinen Weg, der nicht gerade war,
und die Hügel waren schwer zu besteigen.
So hat er Deine kleinen Äuglein nicht auf gemacht,
und er flüsterte Dir zu:

''... Frieden ist schwach..."

Ein Herz voller Trauer sucht Stille

Stille ist schützend...
weil sie das Unwesentliche
zu Wort kommen läßt.

Stille ist heilend...
weil sie den quälenden Gedanken
Raum läßt und den vielen Fragen Zeit.

Stille ist tröstend...
weil sie eine Zuflucht
für die Hoffnung ist
und den Erinnerungen ein Zuhause gibt.

Stille ist kostbar...
weil sie uns das wiederfinden läßt,
was wir verloren glaubten:
Vertrauen in das Leben.

~aus: Grenze des Lebens aber nicht der Liebe, Irmgard Erath~

aus: Der kleine Prinz

"... Es wird dir Schmerz bereiten.

 Es wird aussehen,als wäre ich tot,

 und das wird nicht wahr sein..."

~
Du verstehst. Es ist zu weit.

 Ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen.

 Er ist zu schwer.

~

Aber er wird daliegen,

 wie eine alte verlassene Hülle.
Man soll nicht traurig sein,

 um solche alten Hüllen..."

~Antoine de Saint-Exupéry~

Ich kann nicht sagen, werde nicht sagen,
daß er tot ist.

Er ist nur fort.
Mit fröhlichem Lächeln und freundlichem Winken
wanderte er in ein unbekanntes Land.
Uns bleibt der Traum, wie schön dieses Land
sein muß, daß es ihn fortzog, dort zu verweilen.
Und du - O du, die ihr am ärgsten vermißt
seinen vertrauten Schritt, seine heitere Heimkehr -
Denke an ihn, daß er reist
in der Liebe dort, wie in der Liebe hier;
Denke an ihn, so wie er war und ist,

er ist nicht tot, nur fort von hier.

~Whitcomb Riley~

Gedanken

In Gedanken gehe ich
immer wieder die alten Wege.
Ich hole mir ein Lächeln
von damals zurück, eine Handbewegung, ein Gespräch,
und doch wird mir deutlich,
daß ich bald wieder den Weg ins heutige Leben gehen muss.
Das Leben wartet auf mich.
Auch wenn es mir ein wenig wie Verrat oder endgültiger Abschied vorkommt- das Leben hat noch einiges mit mir vor.
Und die vielen gemeinsamen Erfahrungen, das Lächeln
und das Vertrauen von damals?
Ich werde alles mitnehmen, denn es hat mich zutiefst geprägt.

Wäre es wohl leichter, wenn der Frühling nicht so prahlte?
Wäre es wohl leichter,
ohne Drosselruf?
Wäre ich wohl stärker,
ohne Knospenbäume?
Wäre ich wohl heller,
ohne Himmelblau?
Könnte ich wohl tapfer sein,
wenn keine Blumen blühen und wenn die Sonne hinter den Wolken schweigt?
Ich höre überall
den neuen Anfang.
Die Erde ist so jung.
Warum ist denn mein Gram
so alt, so alt?
~ aus: "Die Sonne ging unter bevor es Abend wurde"
- Verse zum Trost für trauernde Eltern - Verwaiste Eltern, Steinhagen ~

    

Nie mehr

laute Fröhlichkeit - alles still.

Nie wieder

Haare wie ein reifes Weizenfeld,

Du fehlst mir so auf dieser Welt.

Nie wieder

Deine Augen sehn -  blau und riesengroß,

nie wieder Du auf meinem Schoß.

Nie wieder

Dein Mund, der so selten schweigt,

nie mehr

Deine kleine Hand, die mir ein Spielzeug zeigt.

Nie wieder

lauschen Deine kleinen Ohren,

ich hab ein Stück von mir verloren.

Nie mehr Du,

Dich grad geweckt,

nie mehr

ein kleiner Bauch,

der sich mir entgegenstreckt.

nie mehr

mit Dir um die Wette laufen,

nie wieder

Kitzeln, Toben, Raufen.

Nie wieder Flecken in Deinen Sachen,

nie mehr

höre ich Dein Lachen.

nie wieder

rennen wir durch den Wald,

die Welt ist leer geworden und kalt.

Nie wieder

mit Dir Tiere sehn,

nie mehr

Deine Gedanken verstehn.

Kein Staunen mehr über soviel Fantasie,

mir fehlt Deine Lebensphilosophie.

Nie wieder

Wünschen, Planen, Hoffen,

Deine Zukunft ist nicht mehr offen.

Nie mehr

die Sonne genießen und den Schnee,

dieses "nie wieder",

das tut so weh.

Ich wünsche Dir Frieden, Freude und Glück.

Warum dreht denn keiner die Zeit zurück?

Ich kann diesen Tod nicht verstehn,

ich wollte Dich so gerne groß werden sehen.

Alles was ich von Dir hab,

ist die Erinnerung und ein Grab

und die Hoffnung,

dass es Dich irgendwo gibt,

weil niemand verloren ist,

den man liebt.

Also-
dich immer noch zu vermissen
an dich zu denken
als Gefühl
dir ein Bild zu geben
und eine Stimme
Du bist der ewige Stachel
der Kloß in der Brust
das Brennen im Hals
von einer Sekunde zur anderen
finde ich ALLES sinnlos
egal wieviele Kinder ich noch nach dir
bekomme und bekommen kann
nie krieg ich dich zurück
nie zu wissen wie du lächelst
dich nie wieder zu umarmen
oder zu spüren
diese Endgültigkeit, die ich nicht
begreifen will
eine Vorstellung über dich
ein Traum
und dann wieder nur Schmerz
und Leere
egal wie klein du warst
du warst sofort mein Kind,
mein Erster
und die Liebe schlug mir von den Füßen
zur Stirn hoch
so verbunden und vertraut
so zärtlich geliebt
so fassungslos bestaunt
so selbstverständlich hingenommen
dann der Verdacht
diese winzig leise Idee
das da was nicht stimmen könnte
und der Arzt verbreitete Optimismus
jeder Tag Leben ein Tag voller Hoffnung
dann dein Ende
mit Vorwarnung
aber nichts hätte mich darauf vorbereiten können
dich zu verlieren, nichts
diese Qual nicht mit dir sterben zu können
ich wäre dir gerne gefolgt
egal wohin
nur noch etwas Zeit mit dir
eine Stunde noch, eine Minute
ich kanns heute noch kaum glauben
nie wirst du wieder leben
und bei mir sein
die Tage und Nächte danach
ich konnte nicht laufen, ich hatte
einfach keine Kraft
ich wollte nicht leben, ich durfte nicht sterben
jede Sekunde eine Qual
jeder Atemzug ein Kraftakt
alles erscheint komplett sinnlos
der Abschied von dir
ein lebenslanger Abschied
solange es mich noch gibt
verliere ich und vermisse ich dich
und dann
Woche für Woche
Monat für Monat
Jahr für Jahr
plötzlich Momente, an denen ich an etwas
anderes denken konnte,
unbeschwert sein
so etwas wie Frieden finden
von dir träumen
und du bist so vergnügt
es geht dir so gut
ich lache mit dir, umarme dich
und lasse dich gehen
etwas geheilt aufwachen
ohne zitternde Hände und Stimme
von dir sprechen
alles ganz gut
und dann manchmal
von einem Moment zum anderen
eine Erinnerung
eigentlich nur der Hauch davon
und der Schmerz ist wieder voll da
als wärst du grade erst gestorben
eine Lücke in mir
die niemand und nichts schließen kann
eine tiefe Trauer
weil es dein Vater nicht erträgt
über dich zu sprechen
und es allen anderen so unangenehm ist
dieses Jahr würdest du zur Schule gehen
kurz vor der Jahrtausendwende
du sollst nicht mein Phantomkind sein
der der nie was Falsch machte
und dein Bruder wird ganz niedergedrückt davon
er ist so wundervoll
und so ganz anders
in meiner Fantasie sehe ich euch spielen
dann bin ich am glücklichsten
all die anderen Kinder
die ich in ihr Leben begleite
keines kann dich ansatzweise ersetzen
oder meine Leere füllen
und das sollen sie auch nicht
sie sind eigene Lieder in einem großen Werk
aber wie bitter
dass es nie gefüllt werden kann
das Loch das du hinterlassen hast
nicht mit Tränen
nicht mit Lachen
mit nichts
und wie unglaublich einzigartig
dich dies macht
noch im Tod,
der nun schon sechs Jahre zu lang dauert
und dem die Zeit, wenigstens für mich
überraschend wenig anhaben kann
Danke
denn du hast mich spüren lassen
du hast mir gezeigt wie wertvoll Leben ist
was wichtig ist
und was nur Zeit verschwendet
du hast mich fühlender gemacht
du bist ein Teil meines Lebens
und wenn es ein Leben nach dem Tod gibt
und nur die winzige Möglichkeit
das es so ist reicht mir schon
habe ich keine Angst mehr vor meinem Tod
nur Sehnsucht nach dir
und damit verabschiede ich dich wieder
dahin wo du jetzt hingehörst
dies war ein Moment
um an dich zu denken und dich zu vermissen
ein Moment
er wird schwächer

~Kess~

 

 

 

nach oben



Datenschutzerklärung
Kostenlose Homepage von Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!